Beim Erkunden der baltischen Natur entdeckt man alles – von Radwegen durch uralte Wälder bis hin zum Angeln in unberührten Seen. Auf unseren Reisen sind wir auf dem mächtigen Fluss Daugava gepaddelt, auf Holzbohlenwegen durch 8.000 Jahre alte Hochmoore gewandert und einigen der über 900 Bären begegnet, die in dieser Region leben. Die Vielfalt der Aktivitäten – von Rafting bis Orientierungslauf – garantiert, dass für jeden Outdoor-Fan etwas dabei ist, unabhängig vom Erfahrungslevel.
In diesem Guide nehmen wir Sie mit auf beide Hauptwanderwege: die Waldroute, für deren Bewältigung man etwa 100–110 Tage benötigt, und die Baltische Küstenroute, die sich über 1.419 Kilometer atemberaubender Küstenlandschaft erstreckt. Wir werfen auch einen Blick auf einzigartige Ökosysteme der baltischen Länder – etwa 70 % davon sind noch weitgehend unberührt vom Menschen. Ob Sie nun Estlands raue Nordküste oder Lettlands Gauja-Nationalpark mit über 90.000 Hektar Naturwundern bevorzugen, das Baltikum bietet Outdoor-Erlebnisse, die überraschend wenig besucht sind im Vergleich zu Zielen in Westeuropa.
Die baltischen Waldpfade entdecken: Eine Reise durch uralte Wälder
Eine Wanderung durch die alten Wälder des Baltikums ist wie eine Reise in eine lebendige Zeitkapsel. Die Waldpfade bieten eine seltene Gelegenheit, unberührte Natur zu erleben – etwas, das in Europa immer seltener wird.
Die Baltische Waldroute: 2.141 km Naturwunder
Die Baltische Waldroute (auch Teil des europäischen Fernwanderwegs E11) beginnt bei Lazdijai in Litauen und führt bis nach Tallinn in Estland. Der Weg ist in Tagesetappen von 20–30 km unterteilt und verbindet Dörfer sowie Übernachtungsmöglichkeiten. Die komplette Route dauert etwa 102–114 Tage: 747 km durch Litauen, 674 km durch Lettland und 720 km durch Estland.
Estlands Waldschätze: Lahemaa und Soomaa Nationalparks
Estlands Abschnitt der Route ist besonders vielfältig: Der Lahemaa-Nationalpark bietet Küstenwege, dichte Wälder und stille Moore. Der Võsu–Altja-Weg (10 km) belohnt mit fantastischen Ausblicken und charmanten Fischerdörfern. Im Soomaa-Nationalpark finden sich zehn öffentliche Feuerstellen und acht Lehrpfade, darunter der beliebte Riisa-Weg und der 2 km lange Biberpfad für Einsteiger.
Lettlands grünes Herz: Gauja-Nationalpark & mehr
Lettlands größter Nationalpark, Gauja, begeistert mit Sandsteinfelsen und uralten Tälern. Besonders eindrucksvoll sind der 30,2 km lange Weg von Sigulda nach Murjāņi mit einzigartigen Felsformationen und der Cecilu-Naturpfad entlang der Flüsse Kumada und Amata. Fortgeschrittene Wanderer werden die Cīrulīši-Route lieben – sie bietet großartige Aussichten, aber auch einige Herausforderungen.
Litauens Waldparadiese: Labanoras & Aukštaitija
Der Labanoras-Regionalpark, Litauens größtes Waldgebiet, beeindruckt mit vielfältiger Flora und Fauna. Vom 36 Meter hohen Mindūnai-Aussichtsturm blickt man über den Siesartis-See und das Lakajai-Schutzgebiet. Die 15 km lange Rundwanderung durch Labanoras bietet entspannte Ruhe, jedoch mit gelegentlich matschigen Abschnitten.
Begegnungen mit Wildtieren auf den Waldpfaden
Die baltischen Wälder sind Lebensraum für zahlreiche Wildtiere. Sie könnten auf Grauwölfe, Luchse oder einige der über 900 Bären stoßen. Vogelliebhaber beobachten Spechte, Adler und seltene Schwarzstörche. Auch Elche, Wildschweine, Rehe und Biber sind seit über 10.000 Jahren hier heimisch.
Praktische Tipps für Waldwanderungen im Baltikum
- Beste Reisezeit: Juni–August mit Temperaturen von 15–20 °C
- Achten Sie auf weiß-gelb-weiße Markierungen der Waldroute
- Packen Sie warme Kleidung für kühle Abende (~10 °C)
- Wasserdichte Schuhe sind empfehlenswert für Moore und steinige Abschnitte
- Das „Jedermannsrecht“ gilt – aber Vorsicht bei Privatgrundstücken
Küstenabenteuer entlang der Ostsee
Die Ostseeküste des Baltikums entfaltet sich wie eine Schatzkarte mit Klippen, Sandstränden und einsamen Buchten. Ein idealer Kontrast zu den Wäldern für Naturfreunde.
Die Baltische Küstenroute: 1.419 km Küstenwunder
Die Küstenroute dauert etwa 70–72 Tage:
- 216 km durch Litauen (10–12 Tage)
- 581 km durch Lettland (30 Tage)
- 622 km durch Estland (30 Tage)
Sie ist in Tagesetappen à ~20 km unterteilt mit guter Infrastruktur.
Estlands raue Nordküste
Hier erwarten Sie Kalksteinklippen, Wasserfälle und Spuren sowjetischer Geschichte – z. B. der ehemalige U-Boot-Stützpunkt in Hara, heute Brutstätte für Seevögel.
Lettlands weiße Strände & Fischerdörfer
Die Steilküste Strante–Ulmale erreicht bis zu 20 Meter Höhe. Der Badeort Jūrmala ist für seine über 30 Schwefelquellen bekannt. Traditionelle Fischerdörfer prägen die Küste.
Litauens Kurische Nehrung: Dünen treffen Meer
Die Kurische Nehrung – 98 km lang – trennt die Ostsee von der Kurischen Lagune. Hier liegen Europas höchste Wanderdünen (bis zu 60 m). Seit 5.000 Jahren wird diese Landschaft vom Wind geformt.
Wasserabenteuer: Kajak, SUP und Windsurfen
- Seekajakfahrten entlang der Küste
- Stand-up-Paddling auf Seen, Flüssen und Mooren
- Windsurfen im „Hawaii des Nordens“
Viele Surfschulen bieten Unterricht mit max. 8 Schüler:innen pro Lehrer:in. Das Baltikum ist ein erstklassiges Revier für Segler und Wassersportler.
Einzigartige Landschaften: Moore, Seen & mehr
Estlands geheimnisvolle Moore
Bis zu 10.000 Jahre alt und nach der Eiszeit entstanden. Der Torf wächst jährlich um 1 mm. Moore bedecken 6–7 % Estlands und galten einst als Heimat von Geistern wie dem Eksitaja.
Lettlands Kemeri-Nationalpark: Ein Moorerlebnis
Der Ķemeri-Moorpfad bietet zwei Varianten:
- 1,5 km kurzer Rundweg
- 3,5 km langer Weg mit Aussichtsturm
Dazu schwefelhaltige Quellen und ideale Bedingungen für seltene Pflanzen und Vögel.
Litauens Seenplatte: Angeln & Bootstouren
Rund 3.000 Seen, v. a. im Aukštaitija-Nationalpark. Im Winter beliebt: Eisangeln, z. B. auf Burbot oder Stint. Auch der 900 km lange Fluss Nemunas bietet vielseitige Angelmöglichkeiten.
Radfahren durch vielfältige baltische Landschaften
Die Radwege führen durch Naturschutzgebiete, Moore und Flusstäler. Estland hat viele Seen und Sümpfe – Bikepacking kann hier rutschig und abenteuerlich werden. Die Hydra-Route bietet alles: Schotter, Matsch und Singletrails.
Jahreszeiten erleben: Outdoor-Erlebnisse im Wandel
Sommer:
Beste Reisezeit mit 15–20 °C, lange Tage (bis 23 Uhr)
Herbst:
Pilzsammeln – besonders in Dzūkija mit 300+ Arten
Winter:
Skilanglauf, Huskytouren, Eisangeln, Bobfahren in Sigulda
Frühling:
Vogelbeobachtung – über 400 Arten in Estland, mit Migrationshöhepunkt im Mai
Fazit: Ihr Abenteuer im Baltikum wartet
Das Baltikum ist eine der letzten echten Wildnisregionen Europas – und gleichzeitig leicht zugänglich. Die Kombination aus gut markierten Wegen, vielfältigen Landschaften und wenigen Menschen macht es zum idealen Ziel für Naturfreunde. Ob Estlands Moore, Lettlands Küsten oder Litauens Seen – zu jeder Jahreszeit wartet etwas Besonderes.
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Vor der Reise sollten Sie sich über Wetter & Saisonbedingungen informieren. Aber eines ist sicher: Nach Ihrer ersten Wanderung durch das Moor bei Sonnenuntergang oder beim Beobachten von Tausenden Zugvögeln bei Sonnenaufgang wird das Baltikum einen Platz in Ihrem Herzen finden.
Wir können es kaum erwarten, zurückzukehren – vielleicht sehen wir uns ja dort!